Soziales
In Zusammenarbeit mit dem DRK organisierte die Hospizgruppe Balingen für den 12-Jährigen aus Tailfingen eine Fahrt nach Tripsdrill, die für den Jungen zum unvergesslichen Erlebnis wurde.
Von Holger Much, Artikel mit freundlicher Genehmigung des Zollern-Alb-Kuriers
Das Glück kann in ganz einfachen Dingen liegen: in einem Eis an einem warmen Tag, in der Erfahrung von Menschen, die für einen da sind, in der Freude am Leben selbst. All das und noch viel mehr schenkten Eduard Maass und Christine Rösch von der Hospizgruppe Balingen in Zusammenarbeit mit dem DRK Zollernalb dem 12-jährigen Ozan, indem sie ihm im „Glücksmomente-Bus“ des DRK eine Fahrt in den Freizeitpark Tripsdrill ermöglichten. Und Ozan genoss ihn in vollen Zügen.
Der 12-Jährige leidet an einer seltenen Form von Muskeldystrophie, erzählt Christine Rösch. Sie kennt den Jungen seit gut drei Jahren, besucht ihn häufig bei seiner Familie in Tailfingen und kümmert sich um ihn. Vor einem Jahr, erinnert sie sich, sei er noch ohne Probleme mit ihr durch Ebingen gelaufen. Heute braucht er bereits einen Rollstuhl, ein Liegendrollstuhl ist bereits bestellt, denn die Krankheit schreitet voran. Wie alt Ozan wird, können auch die Ärzte nicht genau sagen. Deshalb kümmern sich seit einigen Jahren Hospizgruppen um das Kind und seine Familie. Was die Betreuung von Kindern betrifft, arbeiten die Albstädter, die Balinger und die Hechinger Hospizgruppe Hand in Hand. Aktuell ist Ozan das einzige Kind, um das sich die Hospizgruppen kümmern.
Ein Wunsch des Jungen war, einmal in den Freizeitpark Tripsdrill zu dürfen. Und diesen Wunsch, sagt Eduard Maass, der sich seit Anfang an in der von Pfarrer Christof Seisser gegründeten und geleiteten Balinger Hospizgruppe engagiert, wollten er und seine Mitstreiter ihm erfüllen. Mit dem „Glücksmomente-Bus“ des DRK ging es für Ozan um halb neun los. Die beiden DRKler Ralf Purrucker und Markus Fiedler kümmerten sich rührend um den kleinen Gast im Rollstuhl, sodass alle drei bald dicke Freunde waren.
„Mit dem Glückmomente-Bus“, erläutert Markus Fiedler, „erfüllen wir schwerstkranken Menschen ihre Wünsche“. Der „Glücksmomente-Bus“ finanziert sich ausschließlich über Spenden und Sponsoren. Der Krankentransportwagen bietet mit seiner medizinischen Ausstattung und angenehmen Atmosphäre die idealen Voraussetzungen für solch eine Fahrt, erläutert der DRK-Mitarbeiter.
Eduard Maass ist sehr glücklich über diese Kooperation mit dem DRK, ganz besonders über die Möglichkeiten, die der „Glücksmomente-Bus“ bietet: „Es sind oft ganz einfach Dinge, die sehr kranke Menschen noch einmal erleben möchten“, sagt er. Da war der Mann, der einfach noch einmal an den Bodensee fahren wollte und übers Wasser sehen, die Beine ins Schwäbische Meer hängen. Eduard Maass kann sich auch gut an die Frau erinnern, deren Wunsch es war, noch mal in den Wald zu dürfen, den Duft von Bäumen und Kräutern zu riechen. Wenige Tage nach der Fahrt starb sie.
Schweigen oder die Hand halten
Der Tod, sagt Eduard Maass, der als ausgebildeter Sterbebegleiter regelmäßig mit dem Ende des Seins konfrontiert wird, gehört ganz natürlich zum Leben dazu. Ihm ist es wichtig, für die Menschen da zu sein und ihnen nach Möglichkeit ein paar angenehme Stunden zu bereiten, vielleicht auch zu trösten und ihnen zuzuhören. Oder auch einfach zu schweigen und eine Hand zu halten. Nach einem Schlaganfall habe sich, berichtet Maass beim Bummel durch den Freizeitpark, während Ozan die Karussells und Fahrgeschäfte genießt, sein Blick aufs Leben verändert. Da ist eine Dankbarkeit für jeden Tag, für das Geschenk des Sehens, Atmens, Fühlens, für jeden Tag, den man erleben darf. Diese Dankbarkeit möchte Eduard Maass weitergeben: „Ich weigere mich zu akzeptieren, dass die Welt so schlecht ist, die Menschen so egoistisch sind, wie viele immer behaupten“, sagt er. Und Tage wie der, an dem der kranke Ozan herrliche Stunden in Tripsdrill verbringen durfte, sind leuchtende Beispiele dafür.
Ozan genießt die willkommene Abwechslung. Er fährt in Booten, dreht sich in schwebenden Wäschekörben, Weinzubern oder in freundlich lächelnden Bienen, die über die Köpfe der Besucher schweben. Einer der Begleiter des DRK ist immer dabei, trägt ihn vorsichtig aus dem Rollstuhl in die Fahrzeuge und zurück. Auch eine Wurst mit Pommes oder ein Eis gehören für Ozan zum Glück dieses Tages dazu. Und als kurz vor der Rückfahrt Ralf und Markus für Ozan kurz die Sirenen erklingen lassen, nur für ihn allein, leuchten seine Augen.