Archiv aller Meldungen der Hospizgruppe Balingen

Wie wir besser Trost spenden

Mi, 22.02.2023

Genehmigung der Wiedergabe auf dieser Homepage durch die Journalistin Nicole Wieden

Alles klingt gestelzt, obwohl man es doch aufrichtig meint: Kondolieren und Trösten fällt den allermeisten Menschen schwer. Zwei Trauerbegleiter der Ökumenischen Hospizgruppe Balingen erklären, wie beides angemessen gelingt. Von Nicole Wieden

Es geschieht jeden Tag, zu jeder Stunde, und das überall: Das Sterben ist eine allgegenwärtige Sache, die wir um unserer eigenen mentalen Gesundheit willen hervorragend auszublenden verstehen. Bis es den Nachbarn, Freunde oder jemanden aus der eigenen Familie trifft. Wer nicht selbst in Trauer verfällt, findet sich in einer Situation wieder, in der es heißt, die richtigen Worte gegenüber den Angehörigen zu finden, das Richtige zu tun, weder zu aufdringlich noch zu distanziert zu sein. Ein Drahtseilakt, den uns keiner lehrt.

„Der Tod ist in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabu. Dabei ist es wichtig, über ihn sprechen zu können, und Trauer als etwas Normales zu betrachten“, sagt Trauerbegleiterin Ulrike Hoch. Nach drei Jahren Erfahrung in diesem Ehrenamt, zu denen zahlreiche Begegnungen im Balinger Generationenhaus während des Trauercafés gehören, hat Hoch gelernt, was hilft – und was eben nicht.

Das erste Signal

„Sie können erstmal davon ausgehen, dass der Trauernde genauso eine Scheu hat, wie Sie selbst“, erklärt Hoch über das Zögern, wenn es darum geht, vernünftig zu kondolieren. Dass man womöglich nicht die richtigen Worte findet, spiele keine große Rolle. Stattdessen gehe es darum, zunächst einmal die persönliche Verfügbarkeit zu signalisieren, denn: „Trauernde wollen häufig nicht zur Last fallen, insbesondere nicht in der eigenen Familie“, sagt Hoch. Das sei der Grund, weshalb die Trauerangebote der Hospizgruppe Balingen eben auch von Menschen mit eigentlich stabilen sozialem Netz angenommen werden.

Verfügbarkeit lasse sich nicht nur über die klassische Kondolenzkarte kommunizieren. Genauso gut eignen sich laut Hoch einige aufrichtige Worte an der Haustüre, ein Anruf, selbstgebackener Kuchen oder vielleicht sogar eine Einladung zum gemeinsamen Essen. Letzteres mag auf den ersten Blick zwar beinahe nach zu viel des Guten wirken – auch weil eine solche Verabredung unweigerlich Gesprächsraum schafft, der gefüllt werden will. Aus Ulrike Hochs Erfahrung aber reagieren Trauernde häufig positiv auf solche Bemühungen. Wer sich wegen fehlender Worte zunächst hilflos fühlt, solle authentisch bleiben und genau das auch zum Ausdruck bringen. Ohnehin gehe es im weiteren Verlauf weniger darum, selbst etwas zu sagen, wie Ulrike Hochs Kollege, Ulrich Häfele, erklärt: „Alle sozialen Situationen bergen das Risiko, falsch zu liegen. Das ist bei der Trauer nicht anders.“ Umso wichtiger also das Zuhören, um dann angemessen reagieren zu können.

Wie auch Ulrike Hoch absolvierte Ulrich Häfele seine Qualifizierungskurse vor drei Jahren. Zur Ausbildung gehört, sich unter anderem mit Theorie aus der Sozialwissenschaft zu befassen. Sowohl Häfele als auch Hoch aber sind überzeugt, dass keines der Trauerphasenmodelle sich in der Praxis tatsächlich bewährt: „Bei den Trauerphasen wird das Modell von Verena Kast häufig erwähnt. Man darf aber nicht davon ausgehen, dass diese Phasen einfach aufeinander abfolgen“, so Ulrich Häfele über das im Internet häufig geteilte Modell der Schweizer Psychologin.

Vielmehr bewegten sich Trauernde zwischen den Phasen hin und her, erlebten auch nach Monaten unvermittelt eine Trauer, wie sie in der Theorie eigentlich schon überwunden sein müsste. Dadurch entstehe ungesunder Druck, zumal die letzte Stufe unter dem Stichwort „Loslassen“ in der Regel auf inneren Widerstand stoße: „Trauernde haben große Angst, wenn sie das Wort ‚Loslassen‘ hören“, erzählt Ulrike Hoch. „Man möchte ja eigentlich nicht, dass der Verstorbene ganz aus dem Leben verschwindet.“ Auch übergriffige Ratschläge oder die Phrase, dass die Zeit doch alle Wunden heile, erzeugten maximales Unbehagen: „Das ist ein echter Killersatz, den man nicht bringen sollte“, ergänzt Ulrich Häfele.

Kondensiert auf einen wesentlichen Ratschlag legen beide Trauerbegleiter nahe, durch gutes Zuhören die Signale eines Betroffenen ernst zu nehmen: „Trauernde sind in jeder Phase zu erreichen“, so Ulrike Hoch. „Man muss herausfinden, auf welcher Ebene sich der Mensch gerade bewegt. Und auf derselben muss man ihm dann begegnen.“


Trauercafè in neuer Geschäftsstelle

An jedem 3. Freitag im Monat findet das Trauercafè von 15-17 Uhr in den Räumlichkeiten Alter Markt 16 in Balingen statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Im November beginnt die nächste Trauergruppe, die zweimal im Jahr organisiert wird. Es handelt sich um acht Abendtermine. Hierfür ist vorab eine Anmeldung nötig, weil der Umgang mit Trauer in einer festen Gruppe erlernt wird. Anmeldung unter Telefon (0151) 41 27 07 27.

In der Hospizgruppe engagiert sich ein Team von ausgebildeten TrauerbegleiterInnen, die der Schweigepflicht unterliegen.
In Deutschland ist die Trauerausbildung nicht einheitlich geregelt und wird von unterschiedlichen Trägern angeboten, die untereinander vernetzt sind. Einen Überblick bietet der Hospiz- und Palliativverband Baden Württemberg online unter der Adresse: www.hpvbw.de.

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Eröffnung Hospiz Haus Johannes in Sigmaringen 2022

Mi, 22.02.2023

Im Oktober 2022 wurde in Sigmaringen das neu erbaute Hospiz Haus Johannes mit 8 Betten eröffnet und in Betrieb genommen. In einer gemeinsamen Aktion am Tag der offenen Tür haben sich die ambulanten Hospizdienste und die Kinder- und Jugendhospizdienste beider Landkreise interessierten Besuchern vorgestellt. Um der Verbundenheit mit dem Hospiz Haus Johannes Ausdruck zu geben, wurde zudem ein Ginko im Garten des Hospizes gepflanzt. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit mit den MitarbeiterInnen des Hospizes. Die neue Adresse und die Kontaktdaten Hospiz Haus Johannes: 

Hospiz Sigmaringen – 
Haus Johannes 
St. Elisabeth-Stiftung

Bittelschießer Str. 21
72488 Sigmaringen
Tel.: 07571 68973-0 
Fax: 07571 68973-20
E-Mail: hospiz-johannesatst-elisabeth-stiftung.de 
Website: https://www.st-elisabeth-stiftung.de/wohnen-und-pflege/hospize/hospiz-j… 

Weihnachtsfeier 2022

Mi, 22.02.2023

Unsere Weihnachtsfeier Anfang Dezember 2022 im Haus Bittenhalde war wieder ein besonderer Abend. In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal auch der begleiteten Verstorben des Jahres 2022 mit einer kleinen Gedenkfeier bedacht.

Fortbildung Kloster Kirchberg 2022

Mi, 22.02.2023

Der Klinikclown Christoph Gilsbach führte uns sehr einfühlsam in das Thema „Humor in der Sterbebegleitung ein“. Neben viel Spaß war auch viel Ernsthaftes Thema und schnell wurde deutlich, dass für den Humor dieselben Voraussetzungen nötig sind, wie für die Sterbe- und Trauerbegleitung. Auch die Vorstellung des Pantomimentheaters „LEBEN und TOD“ in Hechingen nahm uns mit auf eine besondere und anrührende Lebensreise. An Ostern 23 tritt H. Gilsbach mit seinem Stück „Passion“ in Hechingen auf. 

Der Tod als Teil des Lebens: Ökumenische Hospizgruppe Balingen feiert Gottesdienst zum Jubiläum

Fr, 30.09.2022

9.08.2022

Pfarrer Christof Seisser segnete beim Jubiläumsgottesdienst die Ehrenamtlichen der Balinger Hospizgruppe in der Heilig-Geist-Kirche. 

Die Hospizgruppe Balingen leistet sein 25 Jahren einen wertvollen Dienst. Die Ehrenamtlichen begleiten Sterbende sowie deren Angehörige und sind aus dem sozialen Gefüge der Stadt Balingen nicht mehr wegzudenken. Im Reigen der Jubiläumsveranstaltungen, die coronabedingt teils verschoben wurden, wurde unlängst ein Gottesdienst gefeiert, bei dem einmal mehr deutlich wurde, dass der Tod ein Teil des Lebens ist.

Vor kurzem feierte die Ökumenische Hospizgruppe in Balingen zum Abschluss ihrer Veranstaltungen zum Jubiläum des 25-jährigen Bestehens einen festlichen Gottesdienst in der katholischen Heilig-Geist-Kirche in Balingen. 

Die beiden Pfarrer, Wolfgang Braun von der katholischen Kirchengemeinde Heilig Geist, und Christof Seisser, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Heselwangen-Balingen und Mitbegründer der Balinger Hospizgruppe, leiteten die Liturgie. Birgit Schafitel-Stegmann, ebenfalls Mitbegründerin der Hospizgruppe, trug in der Schriftlesung die beeindruckenden Worte des 90. Psalms der Bibel vor: Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. 

Der Tod kann auch freundlich zu den Menschen kommen 

Pfarrer Seisser betonte in seiner Predigt, dass es neben dem manchmal nicht leichten Lebensende auch so sein kann, dass der Tod freundlich zu Menschen kommt, die alt sind und die ihr Leben gelebt haben. Er zitierte den Philosophen Friedrich Nietzsche: „Durch die sichere Aussicht auf den Tod könnte jedem Leben ein köstlicher, wohlriechender Tropfen von Leichtsinn beigemischt sein …“ und verknüpfte dessen Gedanken mit dem Psalmvers, so dass es für ihn auf Lebensklugheit, Weisheit und den Geschmack für das Leben ankommt. 

Was ist wichtig im Leben? Mit einem Nachtischlöffel verdeutlichte Seisser, dass es zwar gut ist, zu tun, was einem selbst wichtig ist im Leben, aber auch darauf zu vertrauen, dass noch etwas kommen wird. Der christliche Glaube schenkt diese Zuversicht. 

Vier Hospizgruppen im Landkreis 

In seinem Grußwort dankte Landrat Günther-Martin Pauli den Gründern und Ehrenamtlichen für ihren Dienst. Die Hospizarbeit ist im Zollernalbkreis mit insgesamt vier aktiven Gruppen in Hechingen, Albstadt, Meßstetten und eben in Balingen sehr gut aufgestellt, und auch der Kinder- und Jugendhospizdienst, den die Balinger Gruppe anbietet, wird nachgefragt. 

Balingens Oberbürgermeister Helmut Reitemann verknüpfte seinen Dank sichtbar mit einem Becher mit dem Motiv der Gartenschau für alle Ehrenamtlichen in der Balinger Hospizgruppe, so dass sie auch dort immer ihren Nachtischlöffel hineinstellen können, wie er mit einem Augenzwinkern anmerkte. 

Die Hospizgruppe ist aus dem sozialen Gefüge der Stadt Balingen nicht mehr wegzudenken, und die Konstanz, mit der Birgit Schafitel-Stegmann und Pfarrer Christof Seisser die Gruppe seit über 25 Jahren leiten, sucht im Land ihresgleichen, lobte Reitemann. Ebenfalls dankte er den Koordinatoren Silvia Häfele und Eduard Maass für ihre langjährigen Dienste. 

Hospizgruppe beteiligt sich an Gartenschau 

Dass die Hospizgruppe bei der Gartenschau mit einer Ausstellung in der Friedhofkirche und einem Aktionsprogramm zum Malen von sogenannten Seelenbrettern aktiv ist, ist vor allem der kreativen Initiative der Balinger Koordinatorin zu verdanken. 

Im Gottesdienst wurden dann die Namen aller ehrenamtlich Mitarbeitenden verlesen und die Anwesenden bekamen von Pfarrer Seisser am Altar mit einer Rose ein Segenswort für ihren Dienst zugesprochen. Der festliche Gottesdienst wurde von Kirchenmusiker Alexander Rohn und den Vokalensemble Voices, Hearts and Souls unter der Leitung von Juandalynn R. Abernathy begleitet. 

Anschließend gab es bei einem Stehempfang im katholischen Gemeindehaus Gelegenheit zur Stärkung und zum Austausch.