Vor kurzem legte die Medizinerin Barbara Gerhardt vor der Ärztekammer in Reutlingen die Prüfung zur Palliativmedizinerin ab und unterstützt nun auch von der medizinischen Seite her die Arbeit der Hospizgruppe Balingen. „Weil die meisten Sterbenden zuhause sterben wollen, will ich mithelfen, das zu unterstützen", so ist die Motivation der Ärztin, die in Balingen als Fachärztin für Allgemeinmedizin in einer Praxis angestellt ist. Im Jahr 2012 absolvierte sie einen Schulungskurs bei der ökumenischen Hospizgruppe Balingen und brachte sich seither schon mit Rat und Tat in der Hospizarbeit ein. Parallel zur Hospizausbildung und während der Hospizarbeit absolvierte sie die Zusatzausbildung in Palliativmedizin.
Da auch die Hospizgruppen immer höhere Standards erfüllen müssen und einen anerkannten Palliativmediziner als Mitglied oder Partner benötigen, hat sie jetzt die Ausbildung mit der Prüfung abgeschlossen. Bei der Palliativmedizin geht es insbesondere um Symptomkontrolle und Schmerztherapie in der Behandlung und Begleitung von Patienten mit begrenzter Lebenserwartung, wenn das Ziel nicht mehr die Heilung, sondern die Linderung von Leiden ist. Dabei wird nicht nur den Patienten, sondern auch den Angehörigen geholfen. "Angehörige leben anders weiter, wenn sie einen Sterbenden zuhause bis zum Tod gepflegt haben", weiß die Mutter von zwei Kindern. Ein großes Hindernis ist dabei, dass es sich Angehörige oft nicht zutrauen. Dabei sind Pflegedienste ohnehin oft im häuslichen Bereich tätig, und auch zuhause kann eine Schmerzpumpe am Pflegebett zum Einsatz kommen. Der Umgang mit und die Beratung von Angehörigen ist daher Teil der Palliativausbildung, genauso wie der Umgang mit dem eigenen Tod.
Wichtig ist für die Medizinerin, dass sich Menschen selbst mit ihrem Lebensende auseinandersetzen und eine Patientenverfügung aufsetzen. Diese bezeugt den Willen des Patienten, hat rechtlich bindende Kraft und sollte jährlich durch eine Unterschrift erneuert werden. Den Angehörigen stehen neben Ärzten und Pflegediensten auch die Hospizgruppen bei, wenn es darum geht, Menschen bis zu ihrem Lebensende zuhause zu betreuen. Nicht selten auch darüber hinaus, mit dem Angebot von Trauergruppen und Trauercafé.
Christof Seisser